Richtiges verhalten
Erst mal durchatmen... Ruhig bleiben...
Wir sind vorbereitet, also schaffen wir es auch einmal ein paar Tage ohne Strom,
nicht wahr? Immerhin gab es ein paar Generationen vor uns auch keinen, und trotzdem hat die Menschheit überlebt ;-) und in vielen Ländern der Erde ist auch nicht durchgängig Strom verfügbar. Ja wir sind verwöhnt... aber mit etwas Vorbereitung kriegen wir das auch hin!
Also, es ist soweit, der Strom ist weg und im Radio heißt es "Blackout" oder "Schwarzfall" oder "Großstörung" - kommt alles aufs Gleiche, wir werden vorraussichtlich ein paar Tage keinen Strom haben und danach wird die Versorgung erst langsam anlaufen.
Wie verhalten wir uns jetzt richtig?
Ist alles wieder normal sobald der Strom wieder da ist?
Auf was muss ich während und die erste Zeit nach einem Blackout achten?
All diese Fragen werden hier beantwortet...
Falls es Ihnen zu ausführlich ist, können Sie hier oder auf der Schritt für Schritt krisenfit Homepage den Flyer Basis-Wissen Blackout herunterladen, da haben Sie es kurz und knapp in Stichpunkten ;-)
Wie erkenne ich, ob es ein blackout ist?
Der Strom ist weg, wie find ich denn raus, ob das jetzt ein Blackout ist oder nur ein normaler Stromausfall? Erst mal keine Panik, meistens is es tatsächlich nur ein kurzer regionaler Stromausfall. Kurz durchschnaufen und prüfen ob im ganzen Haus der Strom weg ist oder nur in einem Zimmer. Schauen Sie auch kurz nach den Sicherungen ob eine rausgeflogen ist... Wenn im ganzen Haus der Strom weg ist, dann gucken Sie mal wie es in der Nachbarschaft aussieht, ist es da auch dunkel bzw. der Strom weg? Kann trotzdem noch sein, dass einfach der Bezirk keinen Strom hat. Wenn Sie jetzt aber per Handy bei der Oma oder Freunden im anderen Bundesland durchklingeln und da ebenfalls Stromausfall ist, wäre es schon ein großer Zufall, wenn das kein Blackout ist. Vielleicht erreichen Sie aber die Oma eh schon nicht mehr, je nachdem wie lange die Handymasten mit Akkus überbrückt sind, bzw. wie hoch jetzt schon das Gesprächsaufkommen ist.
Falls Sie noch durchkommen, können Sie auch einfach bei der Hotline ihres örtlichen Stromversorgungsunternehmens anrufen und nachfragen.
Dauert der Stromausfall mittlerweile schon länger? Schalten Sie doch mal ihr batteriebetriebenes Radio ein oder ihr Autoradio und hören Sie die Nachrichten. Wenn es sich um einen Blackout handelt, werden Sie es per Radio sicher recht zügig erfahren.
Auf was muss ich alles achten während der strom weg ist?
Elektrische Geräte:
Zuerst wäre es sinnvoll, alle gerade benutzten Geräte auszuschalten, denn wenn der Strom wieder da ist nach einiger Zeit, Sie aber vergessen haben, den Herd abzuschalten, wäre das nicht sehr gut... außerdem ziehen Sie bitte alle Stecker empfindlicher Geräte (PC, Fernseher, Ladekabel, Stereoanlage, Kaffeemaschine etc...) damit es nicht zu Schäden kommt, wenn der Strom plötzlich wieder da ist. Es kann zu Beginn dann auch sein, dass der Strom nur für ein paar Stunden verfügbar ist und dann wieder weg. Oder dass dem ersten Blackout beim Zusammenschluss der Netze ein zweiter folgt, was passieren kann, denn das Zusammen-schalten der einzelnen Teilnetze ist ein sehr komplexer Vorgang.
Ein Kühlschrank hält ca. 6 Stunden die Lebensmittel kühl, also bitte zum einen nicht so oft öffnen und dann nach einiger Zeit die Lebensmittel essen bzw. verkochen, so halten sie länger. Gleiches gilt nach ca. 18-24 Stunden (je nach Model) für Gefrierschränke bzw. 30 Stunden für große Gefriertruhen. Im Hochsommer kann das natürlich auch schneller gehen. Die Lebensmittel die Sie nicht verkochen können, sollten in stabilen Müllsäcken im Dunklen bzw. Kühlen gelagert werden, bis die Müllabfuhr wieder kommt. Falls sich der Blackout im Winter ereignet und es draußen kalt ist oder sogar Minusgrade hat, dann warten Sie bitte nicht bis alles abgetaut ist, sondern lagern Sie die Lebensmittel bald schon draußen auf Balkon, im Schuppen oder Terrasse (aber bitte im Schatten und so geschützt, dass sich nicht Tiere darüber hermachen können - uns besucht gerade regelmäßig ein Dachs obwohl wie hier mitten im Dorf leben). Denken Sie daran, dass Sie Hand- oder Küchertücher bereithalten oder schon davor legen, wenn die Gefriertruhe langsam abtaut, nicht dass sie eine kleine Überschwemmung haben einen Tag später.
Sofern noch schmutziges Geschirr in der Spülmaschine wartet, freut es sich über eine Spülung per Hand (aber bitte kein Wasser verschwenden - nicht unter fließendem Wasserhahn, gell), Zeit haben wir ja jetzt alle erst mal genug. Und fein ist es nicht gerade wenn nach 3 Tagen der Strom wieder da ist und im Sommer die Teller solange in der Machine vor sich her gewachsen sind... außer Sie stört das nicht.
Handys, Tablets und Co., die momentan nicht geladen werden können, sollten Sie ausschalten wenn Sie nicht benötigt werden, damit der restliche Akku länger hält.
Falls es gerade im Winter in der Früh oder Abend war, und alle Zimmer hell beleuchtet, schalten Sie die Lampen aus. Sie können ja eine anlassen, um gleich zu merken wenn der Strom wieder da ist. (Natürlich können Sie im Sommer entsprechend einfach eine Lampe einschalten.)
Es hat noch einen anderen Grund, warum alle elektrischen Geräte abgeschalten sein sollten. Nicht nur zum Schutz vor Schäden sondern wenn die Netze wieder aufgebaut werden und alle daheim zu viel Strom ziehen, kann es schnell zu Ungleichgewichten kommen, die für einen erneuten Zusammenbruch des Systems sorgen könnten. Aber mehr dazu im folgenden Kapitel (Richtiges Verhalten wenn der Strom wieder da ist).
Familie:
Sie sind gerade in der Arbeit oder daheim und ihre Kinder in Kindergarten oder Schule. Wenn Sie sich vorbereitet haben, wissen Sie vielleicht, wie es in den Betreuungseinrichtungen aussieht in dem Fall Blackout, also ob noch bis zum normalen Schulende weiterunterrichtet wird und wann Sie ihre Kinder vom Kindergarten abholen sollen. Falls keine Busse oder Züge mehr fahren, holen Sie ihre Kinder von der Schule ab, wie sie es im Vorab bereits besprochen haben.
Ziel ist es, dass die Familie sich alsbald daheim zusammenfindet.
Wichtig ist es einfach vorher darüber zu sprechen und das Vorgehen abzumachen, wie Sie bereits im Kapitel "Private Vorsorge" - "Wie kann ich mich noch vorbereiten" gelesen haben.
Denn es kann sein, dass Sie ihre Tochter oder ihren Sohn, welche eine Single-Bude in der Stadt haben, nicht mehr per Handy erreichen können. Dann ist es gut zu wissen, dass man sich keine Sorgen machen braucht, weil derjenige immer den Tank mindestens halb voll hat und in einem Blackoutfall nach Hause kommen kann.
Apropo Familie, in einem länger andauernden Stromausfall kann es einem natürlich leicht langweilig werden, weil weder Stereoanlage noch Fernseher laufen, und den Tablets auch nach einer Weile der Saft ausgeht... also halten Sie ein paar schöne Brettspiele bereit oder packen Sie das Kasperltheater aus. Sehen Sie die paar Tage, die der Strom weg ist auch positiv - Sie haben viel Zeit für sich und Ihre Kinder.
Lesen Sie, gehen sie an die frische Luft, nur von potentiel gefährlichen Aktivitäten wie Klettern oder zu zehnt im Trampolin rumhüpfen, sollten sie absehen - die Krankehäuser werden es Ihnen danken und wir wissen alle nicht, ob an Tag 4 im Blackout OPs noch so einfach stattfinden können.
Machen Sie es sich romantisch und sehen Sie es als Abenteuer. Nutzen Sie ihre Zeit positiv und wenn Sie sich bei der Gemeinde oder im Katastrophen-Leuchtturm melden, gibt es bestimmt etwas, wobei Sie helfen können. Zusammenhalt ist mit das Wichtigste.
Also, bleiben Sie mit Ihrer Familie daheim oder in der Nähe. Machen Sie keine großen Ausflüge, denn Tanken für den Rückweg fällt flach, und wer weiß wie lang der Stromausfall dauert und wie lange es danach dauert bis die Tankstellen wieder für uns Normal-bevölkerung geöffnet haben. Sparen wir den Sprit, der noch im Auto ist, lieber für Notfälle oder wenn Sie im Bereich der kritischen Infrastrukturen tätig sind, für den wichtigen Weg zur Arbeit.
Wohnung / Haushalt:
Am besten richten Sie sich erst mal ihre Blackout-Utensilien her, die sie vielleicht (wie ich) in einer Kiste im Keller haben. Falls sie keine Taschenlampe in der Wohnung haben und nicht im Dunkeln die Treppen runterstolpern wollen (im Blackout gilt es unbedingt, unnötige Verletzungen zu vermeiden! - das Gesundheitssystem ist im Notbetrieb) dann denken wir daran, dass unser Handy (die meisten zumindest) auch als Taschenlampe benutzt werden kann.
Also, holen wir aus der Kiste unsere Taschenlampen und Kerzen (inkl. Feuerzeug, Streichhölzer) und verteilen sie in der Wohnung, wo wir sie brauchen werden (bitte Anzündmittel außerhalb der Reichweite von Kindern!). Stellen die Campinglampe(n) bereit und den Campingkocher und denken daran, nur in gut durchlüfteten Räumen oder am besten gleich draußen zu kochen. Grill bitte sowieso nur draußen benutzen, damit wir keine Brandgefahr und vor allem Erstickungsgefahr durch Kohlenmonoxid haben. Mancher kommt sonst auf die Idee, damit gleich die Wohnung zu wärmen - KEINE gute Idee!!!
Wenn es hell ist, sollten wir erst mal durch die Wohnung gehen und aufräumen. Nicht dass wir dann im Halbdunkeln über die Paw-Patroler-Station der Kinder stolpern oder auf eine Playmobil-Prinzessin treten (Autsch!). Wer keine Kinder hat, schaut vielleicht trotzdem mal durch, ob nicht ein Dekotisch oder ein Stuhl im Weg steht oder die antike Ming Vase ;-)
Je nachdem wo Sie wohnen, sollte die ersten Tage das Wasser (hoffentlich) noch aus der Leitung fließen. Füllen Sie zur Sicherheit noch ein paar (Falt-)Kanister oder Eimer mit Wasser, welches Sie zum Spülen oder Waschen nehmen können, falls es dann doch später Probleme mit der Wasserversorgung geben sollte.
Allgemein sollten Sie im Blackout bitte sparsam mit Wasser umgehen, aber ich schätze mal Sie werden bei kaltem Wasser auch nicht täglich ein Vollbad nehmen wollen ;-) Spaß bei Seite, es ist wichtig, nicht zu viel Wasser zu verbrauchen! Denn dann halten die Hochbehälter wie z.B. in Hohenpeißenberg länger und alle haben länger Wasser, selbst wenn kein frisches Wasser aus Peiting mehr geliefert werden kann.
Bitte seien Sie auch jederzeit sparsam mit Ihren Lebensmittelvorräten, denn wie gesagt, wir wissen nicht, wie lange der Stromausfall dauern und wann Einkaufen wieder möglich sein wird.
information und telekommunikation:
Wenn der Ernstfall eintritt, wird empfohlen, regelmäßig Radio zu hören, damit Sie informiert bleiben. Über Radio werden Ihnen nicht nur die neuesten Nachrichten zum Blackout durchgegeben, sondern auch Verhaltensempfehlungen und Regeln von den Behörden.
Sobald der Strom weg ist, funktioniert ihr Telefon nicht mehr. Bei den Handys kommt es drauf an, wo sie wohnen und wie lange die Funkmasten Notstromversorgt sind (in der Regel nur wenige Stunden). Bitte rufen Sie nicht ohne triftigen Grund den Notruf oder die Polizei an, ein Stromausfall ist kein Notfall! Leider wurden in der Vergangheit oft aus Unsicherheit diese Nummern gewählt und damit lebenswichtige Notrufe blockiert. Das Gesprächs-aufkommen wird innerhalb kurzer Zeit ziemlich ansteigen, weil alle noch ihre Verwandten und Freunde erreichen wollen. Bitte schicken Sie für diesen Zweck einfache sms, die kommen noch am ehesten durch. Aber es gilt: so wenig wie nötig Leitungen blockieren!
Wenn dann auch das Handy nicht mehr funktioniert und sie haben einen Notfall, wenden Sie sich schnellstmöglich an den nächsten Katastrophen-Leuchtturm oder ihre örtliche Feuerwehr, diese können (hoffentlich) noch über BOS-Funk oder Analog die Rettungsleitstellen erreichen bzw. vermitteln Sie weiter an eine ärztliche Notbetreuung. Und falls es schlimmer ist, dann bitte auf direktem Weg ins Krankenhaus, bevor wertvolle Zeit verschwendet wird.
Um auf aktuellem Stand zu bleiben, was Ihren Ort angeht, laufen Sie auch zum Katastrophen-Leuchtturm (Kat-L), welcher hoffentlich eingerichtet wurde. Dieser dient nicht nur als Informationsdrehscheibe, sondern auch als Plattform zur gegenseitigen Unterstützung. Die Verantwortlichen freuen sich sicher auch über Hilfsangebote um z.B. nach älteren Menschen zu schauen, Kinder der Mitarbeiter zu betreuen oder Notrationen an bedürftige Menschen zu verteilen, etc...
Falls kein Kat-L eingerichtet wurde, schauen Sie an die örtlichen Anschlagsbretter oder bei der Gemeinde vorbei.
Es kann auch sein, dass Sie regelmäßig über Lautsprecher der Feuerwehrfahrzeuge informiert werden, bitte nicht erschrecken - dies ist vor allem für ältere Menschen zur Information, welche vielleicht nicht mehr so einfach zum Kat-L marschieren können, und für die Menschen, die noch gar nicht wissen, dass es vielleicht einen Kat-L gibt.
nachbarschaft / viertel:
Sobald Sie sicher wissen, dass es sich nicht um einen normalen Stromausfall handelt, sondern um einen Blackout, klingeln Sie ruhig mal bei ihren Nachbarn und reden mit ihnen darüber. Vielleicht wissen sie noch gar nicht, was los ist und sind froh über Informationen dazu. Ganz wichtig, bitte bleiben Sie selbst ruhig und versuchen den Sachstand so einfach wie möglich zu erklären, ohne Panik zu verbreiten. Denn das hilft in dieser Situation niemandem. Eine ruhige, sachliche Aufklärung, was ein Blackout ist, dass der Strom vorraussichtlich ein paar Tage weg sein wird und was die Folgen sind, ist Gold wert. Und dann sagen Sie noch, dass viele darauf vorbereitet sind und man sich ja gegenseitig unterstützt so gut es geht, das gibt zusätzlich Sicherheit.
Wenn Sie in ihrem Viertel von ausländischen Mitbürgern wissen, und selbst ganz passabel englisch sprechen, seien sie so nett, und klingeln auch dort ja? (Ich werde den Blackout-Wissen Flyer auch noch auf englisch verfassen, bitte fragen Sie einfach nach, dann schicke ich Ihnen welche zu bei Bedarf).
Wenn Sie eh die Runde drehen in der Nachbarschaft, überprüfen Sie gleich, ob pflegebedürftige oder kranke Menschen darunter sind, welche Ihre Unterstützung benötigen. Es kann sein, dass nämlich nach einiger Zeit kein Pflegedienst oder Essen-Auf-Rädern mehr kommt... Dann wäre es klasse, wenn Sie sich mit anderen Nachbarn zusammentun um diese Menschen bestmöglich zu unterstützen und versorgen. Das ist schnell ausgemacht, und wenn mehrere zusammenhelfen, hält sich der zeitliche und materielle Aufwand in Grenzen. Diese Menschen werden auch sehr froh sein, wenn einfach ein bis zweimal am Tag ein bekanntes Gesicht vorbeischaut und ihnen Neuigkeiten erzählt und einfach nach Ihnen sieht - denken Sie daran, im Notfall können Kranke und pflegebedürftige Nachbarn auch keinen Notruf absetzen. Also helfen wir zusammen und achten aufeinander. Übrigens die meisten Campinglampen verfügen über rotes Notblinklicht, das im Notfall auch aufmerksam machen kann. Wenn Sie also selbst einen Angehörigen haben und nicht die ganze Zeit bei ihm sein können, wäre dies vielleicht eine sinnvolle Anschaffung.
Bitte helfen Sie auch "gestrandeten" Menschen, wie etwa Pendlern oder Touristen. Diese haben logischerweise keine Vorräte und kommen evt. nicht mehr bis nach Hause, weil die öffentlichen Verkehrsmittel nicht mehr fahren oder der Sprit nicht reicht. Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie selbst irgendwo festsitzen würden oder Ihr Partner... vielleicht könnten Sie ihre Angehörigen nicht erreichen und wüssten nicht wie zuhause der Stand ist. Die Situation ist so schon unangenehm genug, da freut man sich doch sehr über ein Essens-Angebot oder einen Platz zum Schlafen.
Wichtig ist, dass Sie die ganze Zeit über im Austausch miteinander bleiben. Die erste Zeit wird sehr viel gegenseitige Unterstützung da sein. Aber auch die Tage danach sollten Sie in Kontakt bleiben und sich ab und zu vielleicht auch besprechen, was für Ihre Nachbarschaft, Ihr Viertel wichtig oder nötig sein sollte.
sicherheit:
Stellen Sie sich vor, aus dem Haus zwei Häuser weiter qualmt es leicht aus dem Fenster... Was machen Sie? Ja genau, erst mal hinlaufen und klopfen (die Klingel wird nicht funktionieren), schauen was los ist. Denn vielleicht hat ein älterer Nachbar die Kerze vergessen oder zu nahe an die Vorhänge gestellt. Oder er hat versucht, ein wärmendes kleines Feuer in der Küche zu machen, weil es in der Wohnung im tiefsten Winter gerade bereits eisige Temperaturen hat.
Das Brandrisiko ist in einem Blackout durch die Nutzung von Kerzen und Ersatz-kochmöglichkeiten erhöht. Noch dazu kann wahrscheinlich niemand per Telefon die Feuerwehr rufen und vielleicht sind die Bewohner noch dabei zu versuchen, selbst den Brand zu löschen. Also braucht es aufmerksame Mitmenschen wie Sie, die helfen (natürlich ohne sich selbst in Gefahr zu bringen!). Ihr Auto hat noch Sprit? Dann sind Sie vielleicht schneller bei der Feuerwehr oder einem Leuchtturm / Notfalltreffpunkt um den Brand zu melden als jemand mit dem Fahrrad...
Sie bemerken, dass der Gulli überfließt, obwohl es gerade gar nicht sintflutartig regnet? Dann könnte es sich um ein Problem mit dem Kanalabfluss handeln (gerade in flachen Gebieten möglich, wenn Pumpen zum Abwassertransport nötig sind, die vielleicht im Blackout nicht mehr funktionieren...). Bitte auch schnell den Behörden melden.
Langsam nach einigen Tagen nehmen die Sorgen und Unsicherheit der Menschen Überhand und entladen sich in Streitigkeiten? Oder Sie bemerken, dass jemand die Lage ausnutzt und sich z.B. zu Läden oder Museen Zutritt verschaffen möchte?
Holen Sie sich ein paar Nachbarn und versuchen Sie bei Streitigkeiten zu deeskalieren. Wenn Sie einen Diebstahl vermuten, melden Sie es sofort der Gemeinde, Feuerwehr oder dem Leuchtturm/Notfalltreffpunkt.
Holen Sie Hilfe und bringen Sie sich selbst niemals in Gefahr!
Es ist sehr wichtig, dass Sie selbst bitte auch nicht in Supermärkten etc. einbrechen, auch wenn Sie sich im Recht sehen und nichts mehr zu Essen haben. Denn wenn Türen und (Einrichtungs-)Gegenstände beschädigt oder zerstört werden, was denken Sie wie lange es dann dauert, bis genau dieser Supermarkt wieder öffnen kann? Genau, viel, viel länger... und dann dauert es noch länger, bis Lebensmittel wieder verfügbar sind! Wenden Sie sich in Notsituationen bitte immer zunächst an ihre Nachbarn, ihre Gemeinde bzw. die nächste Anlaufstelle (Leuchtturm/Notfalltreffpunkt). Es wird sich bestimmt eine Lösung finden! Und keine Panik, sie können wirklich nicht so schnell verhungern ;-)
Wie verhalte ich mich richtig, wenn der strom wieder da ist, ist alles wieder normal?
Allgemein:
Warum dauert es eigentlich so lange, bis der Strom wieder da ist? Kann man denn die Kraftwerke nicht einfach wieder "einschalten"?
Nein. Denn, dazu braucht es sogenannte "schwarzstartfähige" Kraftwerke, z.B. Wasser-, Pumpspeicher-, oder Gaskraftwerke. Diese produzieren erst einmal den eigenen Strom und dann sind Schritt für Schritt Lastzuschaltungen möglich. Das heißt, es entstehen zuerst erste Versorgungsinseln, von denen aus die Spannung dann weiter verteilt wird. Diese wird auch dazu genutzt, die anderen Kraftwerke wieder hochzufahren. Es bilden sich Teilnetze aus, die dann zu stabilen, lokalen Netzen zusammengeschlossen werden.
Das bedeutet, dass nicht sofort überall und andauernd Strom verfügbar sein wird. Es kann auch sein, dass zu Beginn nur stundenweise der Strom da ist oder nur in manchen Gebieten. Diese Resynchonisierung des Netzes und das Zusammenschalten der Netzinseln ist nicht unkritisch, es kann jederzeit passieren, dass das Stromnetz erneut zusammenbricht.
Des weiteren muss ja immer gleich viel Strom produziert werden, wie auch verbraucht wird. Und wenn der Verbauch zu hoch ist, weil alle sofort wieder Wäsche waschen, den Trockner anschmeißen und die Spülmaschine laufen lassen (das wäre zumindest das, was ich mit drei Kindern gern tun würde)... könnte das einfach zu viel sein für den Anfang und zu einer Überlastung des Stromnetzes führen. Also lassen wir es ruhig angehen und gedulden wir uns noch etwas mit der Großwäsche ja?
Und um auf die Frage ganz oben zurückzukommen: NEIN es ist nicht gleich alles wieder normal, sobald der Strom wieder da ist. Und zwar nicht nur, wegen der sensiblen Hochfahrphase, sondern auch, weil es noch einige Tage dauern kann, bis die Telekommunikation, also Telefon, Handy und Internet wieder funktionieren. Es ist davon auszugehen, dass es zu Schäden gekommen ist, die erst wieder behoben werden müssen, und dass es zu Überlastung und technischen Problemen kommen wird. Das heißt, bis danach die ganze Versorgungskette inklusive Logistik wieder anläuft, dauert es nochmal länger...
Also freuen wir uns erst einmal, wenn dann der Strom wieder da ist, aber erwarten wir nicht, dass wir dann gleich wieder einkaufen oder tanken gehen können! Immerhin haben wir wieder Licht, alle elektrischen Geräte funktionieren wieder, das heißt wir können wieder Kochen und haben warmes Wasser - und falls gerade Winter ist, wird es wieder warm im Haus, wenn die Heizung anläuft. Das ist doch schon mal was :-)
Elektrische geräte:
Wie wir oben schon gelesen haben, ist es nicht sinnvoll, gleich wieder alle elektrischen Geräte auf Hochtouren laufen zu lassen, sobald Strom da ist. Zum einen um das System nicht zu überlasten, aber zum anderen auch, um unsere Geräte zu schützen, falls es doch wieder zum Stromausfall kommt oder eben nur stundenweise der Strom da sein sollte.
Gerade empfindliche IT-Systeme sollten erst wieder hochgefahren werden, wenn Sie sicher sind, dass es nicht erneut zum Ausfall kommt. Also am besten erst, wenn im Radio bekannt gegeben wird, dass das komplette Europäische Stromnetz wieder steht und stabil ist.
Nachdem alle elektrischen Geräte eine Weile abgeschalten waren und Sie noch nicht wissen, ob durch den Blackout nicht doch etwas kaputt gegangen ist, prüfen Sie mal, ob noch alles funktioniert - nicht den Härtetest, sondern nur mal kurz anschalten reicht ;-)
Und vor allem, checken Sie, ob die zuletzt verwendeten Geräte wie Herd, Bügeleisen etc. tatsächlich aus sind, nicht dass jetzt noch irgendwas in Flammen aufgeht.
Wenn das Stromnetz dann stabil ist, können Sie jetzt auch, wie nach einem normalen Stromausfall ihre Uhren wieder alle richtig stellen.
Außerdem macht es Sinn, ihre Powerbanks oder Akkulampen wieder zu laden - wenn Sie welche besitzen.
Telekommunikation / Notfälle:
Bitte helfen Sie vor allem auch nach dem eigentlichen Stromausfall, wenn dann Telefon und Handy irgendwann wieder funktionieren, die Leitungen weiterhin frei zu halten. Keine Telefonate, die nicht zwingend nötig sind! Auch jetzt könnten Sie damit lebensnotwendige Notrufe blockieren. Wenn es sein muss, dann schicken Sie bitte nur sms um sich abzusichern, dass es Ihren Lieben gut geht.
Bitte gehen Sie auch nicht gleich wegen "Kleinigkeiten" zum Arzt, sondern warten Sie noch etwas ab. Es wird einen "Rückstau" geben, auch von ernsthaft erkrankten Patienten, die jetzt erst zum Arzt gehen oder ins Krankenhaus kommen. Nehmen wir diesen nicht den nötigen Behandlungsplatz weg, ja?
Familie:
Wahrscheinlich wird es jetzt noch nicht gleich wieder zur Arbeit, Schule und Kita gehen, also solange Sie nichts Gegenteiliges hören (Katastrophen-Leuchtturm oder via Radio), bleiben Sie bitte weiterhin daheim und in ihrer näheren Umgebung (außer Sie arbeiten bei den Kritischen Infrastrukturen und müssen zur Arbeit, eh klar).
Auch jetzt noch keine großen Ausflüge, solang die Tankstellen noch nicht für uns "Normalos" freigegeben sind. Erst einmal - wenn tanken wieder möglich ist - müssen ganz dringend die ganzen Rettungskräfte, Feuerwehr, Polizei etc. tanken um weiterhin einsatzfähig zu sein. Und die Tanks für die wichtigsten Notstromaggregate und Netzersatzanlagen (Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime, Wasserwerk, Kläranlage, Feuerwehren, Landwirte, etc...) wieder aufgefüllt werden. Denn wer sagt, dass es bei einem Blackout bleiben wird? Sicher ist sicher.
Wohnung/Haushalt:
Solange die Läden noch nicht wieder auf haben, und selbst dann gilt weiterhin: Teilen Sie sich weiterhin ihre Vorräte sparsam ein. Es kann sein, selbst wenn die Supermärkte wieder geöffnet haben, dass nicht alles gleich wieder voll verfügbar sein wird. Außerdem werden viele gleichzeitig einkaufen gehen wollen und auch vorsorgen bzw. Vorräte auffüllen. Sicherlich wird es wie zu Corona-Zeiten Beschränkungen geben - nur 1 Packung Klopapier oder 2 Packerl Nudeln, usw. Also kann es nicht schaden, immer noch etwas in petto zu haben... vielleicht wird es länger dauern, bis manche Lebensmittel wieder verfügbar sind, je nachdem wie lange der eigentliche Stromausfall gedauert hat und was dabei in Produktion und weiterverarbeitenden Betrieben alles kaputt gegangen ist. Falls der Stromausfall länger als 2-3 Tage gedauert hat, muss außerdem davon ausgegangen werden, dass gerade in landwirtschaftlichen Großbetrieben viele Tiere gestorben sind und z.B. in ganzen Gewächshäusern erst mal keine Gemüse- und Obsternte möglich ist. Also Sie sehen, bis wir wieder "normal" einkaufen gehen können, könnten Wochen bis Monate vergehen.
Nachbarschaft / viertel:
Sie denken, der Strom ist da, dann brauchen wir uns ja nicht mehr um die hilfsbedürftigen Nachbarn kümmern? Fragen Sie lieber erst mal nach, ob bzw. ab wann denn der Pflegedienst oder das Essen-auf-Rädern wieder unterwegs sind. Das kann nämlich auch noch eine Weile dauern... Also bleiben Sie weiterhin in Kontakt und unterstützen Sie sich gegenseitig so gut es geht!
nach dem blackout ist vor dem blackout...
Ja wie jetzt... endlich ist es Wochen später, alles ist (hoffentlich) gut oder mit so wenig Schäden wie möglich überstanden, und nun sollen wir schon an den nächsten Blackout denken?
Unbedingt... ja bitte. Denn wer garantiert uns denn, dass das nicht nochmal passieren kann? Genau - keiner. Das System ist weiterhin nicht das stabilste. Im schlimmsten Fall sind jetzt irgendwelche Terroristen auf diesen wunden Punkt in der Gesellschaft aufmerksam geworden und werden das ausnutzen wollen. Oder diesmal kommt es zum Kollaps aus einer anderen der vielen möglichen Ursachen. Wir sind wieder am Startpunkt und wissen nicht, wann es das nächste Mal soweit sein wird. Aber wir sind schlauer und können daraus lernen. Wir können uns überlegen, was gut und was nicht so optimal gelaufen ist und für das nächste mal besser vorsorgen, das gilt für Privatpersonen wie auch Gemeinden oder die KRITIS (Kritische Infrastrukturen).
Also, setzten Sie sich hin und besprechen in der Familie, was an Ihrer persönlichen Vorsorge optimiert werden kann, und dann tun Sie es einfach! Oh und füllen Sie peu a peu ihre Vorräte wieder auf ;-)
Literatur:
„Checkliste zur bestmöglichen Bewältigung eines Blackouts“ (H. Saurugg, 2019)
„BLACKOUT Vorsorgen für den Krisenfall“, Zivilschutz Steiermark (2019)
Herbert Saurugg: www.saurugg.net (Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge (GfKV), Sicherheitsexperte, Blackoutspezialist)
„Stromausfall – Vorsorge und Selbsthilfe“ (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, 2019)
„Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“ (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, 2016)